In diesem Fall beschäftigen wir uns mit dem letzteren Aspekt, der Phantastik im Radio. Die erste Frage dazu wird lauten: Gibt es das überhaupt?
Ja, denn es gibt
Area 64 – das Magazin für SF & Fantasy bei Radio Darmstadt
Natürlich gibt es die Phantastik im Radio noch. Hauptsächlich in der Form von Hörspielen. Es gibt Kinderhörspiele, die oft Phantastik beinhalten, Krimi-Hörspiele mit weniger Phantastik, es sei denn es ist wieder einmal der böse, grausame Wissenschaftler, bis hin zu Fantasy-, Science Fiction- und Horror-Hörspielen in all ihren Formen.
Eine gute Seite dazu ist sicherlich “der Hörspielkalender von radio.ARD.de”. Dort werden die aktuellen Hörspiele der Sender der ARD vorgestellt.
Eine andere Seite im Internet bietet hingegen ganz andere Internet-Radios, ebenfalls mit Phantastik und Hörspielen: Hörspiel Radio – 54 Radiosender zum Thema Hörspiel.
Wer mehr erfahren will findet im Internet mit Suchmaschinen und entsprechenden Suchbegriffen jede Menge Hinweise.
Und sonst noch?
Diese Beantwortung wird schwieriger. Da findet sich ab und zu dann etwas in den Radioprogrammen, wenn wieder mal neue Bücher vorgestellt werden, die sich mit Phantastik befassen und um die gerade ein großer Werberummel stattfindet.
In Karlsruhe gibt es das freie Radio Querfunk. Dort wurde Mitte bis Ende der 1990er Jahre eine Nachtsendung ausgestrahlt. Diese begann um Mitternacht und ging teilweise bis 10 Uhr früh. Hier hatte der Redakteur und Moderator immer wieder phantastische Themen vorgestellt und dafür eine ganze Stunde reserviert.
ABER, seit den 2000er Jahren gibt es beim freien Radio in Darmstadt einmal im Monat eine Sendung, die sich der Phantastik verschrieben hat. An dieser Stelle möchte ich genau auf diese Sendung bei RaDar eingehen, die sich nennt sich eben: Aera 64.
Redakteur und Gründer der Sendung ist Roger Murmann. Als Veranstalter des Buchmessecons, der jährlich zur Zeit der Buchmesse in Frankfurt stattfindet, ist er DER profunde Kenner der Phantastik-Szene und Genre-Fachmann. Seine Ideen führen durch die Radiosendung, jeden ersten Montag im Monat. Ihm zur Seite steht Thorsten Reinhardt. Thorsten ist für die Technik zuständig und glänzt mit seinem enormen Wissen über phantastische Filme in Kino und Fernsehen. Tja, und Dauergast der Sendung ist Erik Schreiber, der in seiner Bücherecke neue deutschsprachige Bücher aus der Phantastik vorstellt. Oft auch von Autoren*Innen welche im Self-Publishing veröffentlichen.
Erik Schreiber hat ein bisschen über die Sendung aus der Schule geplaudert:
SekLit: Wie kam die Sendung eigentlich zu ihrem Namen?
Erik Schreiber: Zum Titel der Sendung? Na ja, in den USA gibt es die Area 51 mitten in der Wüste, wo angeblich Alien bzw. deren Überreste sichergestellt wurden. Vor kurzem gab es sogar einen Aufruf an Fans, die Luftwaffenbasis zu stürmen, um Aliens zu sehen. Nun von dieser Area stammt der erste Teil des Sendungsnamens und die 64 stammen von den ersten beiden Zahlen der Postleitzahl von Darmstadt. Fertig war der Name :).
SekLit: Erik, wie entsteht so eine Sendung überhaupt?
Erik Schreiber: Eine Sendung im Bereich Phantastik beginnt, wie zu vermuten, nämlich mit der Themensuche. Gibt es etwas Wichtiges? Wird gerade etwas stark beworben? Veranstaltungen zum Thema etc.
Der Aufbau dieser Sendung muss natürlich wie jede andere Radiosendung aufgebaut werden.
Hat man sich, in für maximal drei Themen bei einer Stunde Sendezeit, auf die Themen geeinigt, geht es daran, Material zu suchen und aufzubereiten, bevor man sich mit einer kleinen Stichwortliste ans Mikrofon setzt.
SekLit: Und läuft die Entscheidungsfindung bei Area 64 wie bei jeder anderen Radiosendung ab?
Erik Schreiber: Ne, das läuft bei Area 64 etwas anders ab.
Wenn alles gut läuft, findet eine Absprache statt, was in der Sendung gebracht werden soll. Der typische Treffpunkt ist dazu der SF-Stammtisch, der am ersten Samstag des Monats in Darmstadt-Arheilgen stattfindet. Hier treffen sich wir drei Radiomacher, die ab und zu auch Gäste einladen, um die Sendung zu besprechen. Die typische Frage ist immer „Habt ihr etwas?“ Es entscheidet sich eigentlich immer recht kurzfristig, was in die Sendung kommt. Der riesige Vorteil bei dieser Sendung liegt in uns drei Sendungsmachern. Mit unserem (großen) Wissen über die Phantastik, können wir auch notfalls Themen aus dem Ärmel schütteln und oft ergibt sich in der Sendung, durch ein simples Stichwort, eine Änderung im Ablauf. Da wird auf ein aktuelles Thema sofort eingegangen. Z.B. Falls ein bekannter Autor*In stirbt, einen Preis erhielt oder ähnliches. Das bauen wir dann gleich in die Sendung mit ein. In den meisten Fällen werden die Themen am Samstagabend festgelegt und bis zur Sendung am Montag wird die Zeit genutzt sich gut vorzubereiten.
SekLit:Wie läuft das von deiner Seite ab?
Erik Schreiber: Die Bücherecke, die von mir gestaltet wird, stammt immer aus dem phantastischen Bücherbrief, den ich ja selbst einmal im Monat versende. In dieser Hinsicht ist für mich ja immer alles geschrieben und muss nur wenig an die Sendung angepasst werden. Im Radio sind kurze Sätze angesagt, eine schnelle kernige Aussage und das war es auch schon. Ein Beitrag, vorgelesen, sollte nie vier Minuten überschreiten. Längere Texte hätten den Nachteil, dass die Hörer sich nicht mehr ganz darauf konzentrieren.
SekLit: Und die Sendung dann selbst?
Erik Schreiber: In der Sendung selbst verlässt man sich auf die freie Rede. Im Gegensatz zu Journalisten, die ihre Pressemitteilungen vorlesen, reden wir Moderatoren frei von der Leber weg. Und weil man untereinander nicht immer einer Meinung ist, ergeben sich aus der Diskussion in der Sendung zum Thema dann neue Blickwinkel auf das Thema. Aber, Nachteil dieser nicht-professionellen Sendung sind die „ähhh“ und “ohh” und ähnliche Lautäußerungen. Das ist nicht ganz so professionell, stört aber letztlich nicht, weil in normalen Gesprächen fast jeder solche Begrifflichkeiten benutzt.
SekLit: Die Sendung ist also nur durch Gespräche geprägt?
Erik Schreiber: Nein, nein. Neben diesen Texten und Gesprächen lassen wir natürlich auch Musik laufen. Um verschiedene Rechte nicht zu brechen oder dagegen zu verstoßen, werden aber hauptsächlich Musikstücke verwendet, die rechtefrei sind. Dies wiederum sorgt dafür, dass auch hier der Horizont der Hörer erweitert wird. Es muss nicht immer die Musik sein, die in den anderen Radiosendern rauf und runter gespielt wird und nur für den Kommerz geschrieben wurden.
Ich finde das jedenfalls spannend und das Medium Radio findet durch das Internet ja auch wieder ein bisschen mehr Aufmerksamkeit.
Also, wer Lust bekommen hat. Radio einschalten:
Die jeweils aktuelle Ausgabe hört Ihr am 1. Montag eines Monats von 20 bis 21 Uhr auf folgenden Frequenzen:
Antenne (leider nur in Darmstadt): 103,4 Mhz
Kabelnetz Darmstadt: 99,85 Mhz
Online (Live-Stream): www.radiodarmstadt.de
Direkter Kontakt zur Redaktion:
Roger Murmann, Wilhelm-Leuschner-Str. 17, 64859 Eppertshausen, Telefon 06071/38718 (ab 18 Uhr), eMail: sftreffda@gmx.de
Kontakt zum Sender:
Radio Darmstadt, Steubenplatz 12, 64293 Darmstadt, Telefon 06151/8700-100. Homepage: www.radiodarmstadt.de
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