… wenn es Zeit ist.
Gestern hat sich wieder bestätigt, was ich schon seit langen Jahren immer wieder erleben konnte. Es gibt für alle seine eigene Zeit. Und da führt kein Weg vorbei!
Was war geschehen:
Ich bekam eine E-Mail über die Kommentar-Funktion der “Über-“Seite dieses Blogs. Ein Blog-Leser schrieb mir unter dem Namen “Thomas R.P. Mielke” folgendes Mail:
“…Guten Tag,
ist finde dieses Seite ziemlich anspruchsvoll und daher auch gut. Dennoch frage ich mich, warum die “Ursuppe” heutiger Fantasy überhaupt nicht erwähnt wird. Ich meine den ORLANDO INNAMOTATO von Boiardo und die Fortschreibung als ORLANDO FURIOSO von Ludovico Ariosto.
Gruß aus Spandau …“
Ooooh …, da war Feuer am Dach. Wie konnte sich jemand anmaßen meine Blogführung zu kritisieren und gar fehlende Werke urgieren. Das mir, der ich mit 120% nicht zufrieden bin. Na warte. Nun, als cholerischer Hupfauf (Wüterich) ich habe, ohne dem Ganzen allzugroße Bedeutung zuzumessen folgende (geharnischte) Antwort übermittelt:
“… Danke für die Beachtung meines Blogs und dass sie es der Mühe wert befunden haben diesen zu kommentieren.
Zu Ihrer Frage:
Es gibt zwei ganz einfache Gründe warum der ORLANDO INNAMOTATO von Boiardo in meinem Bog noch nicht vorgekommen ist.
Erstens:
Er ist mir (bewusst) noch nicht untergekommen. Das mag zwar vielleicht seltsam klingen, aber es ist so. Warum?
Zweitens:
Wie die Blogüberschrift ganz klein von sich gibt – ich behandle aus den verschiedensten Gründen – nur Sekundärliteratur die deutschsprachig erschienen ist. Das hat nichts (so hoffe ich) mit einen Dünkel zu tun, sondern liegt einfach darin begründet, dass es eben mein gewähltes Spezialgebiet ist.
Ich finde die deutschsprachige SekLit ist im Gegensatz zur englischsprachigen unterrepräsentiert und sollte gefördert werden – nach meinen bescheidenen Möglichkeiten. Nachdem ich, im schnellen Versuch etwas darüber in Erfahrung zu bringen, nichts deutschsprachiges gefunden habe, mag dies auch ein Grund sein. Nach den gefundenen Bildern nach ist es ja ein wunderschönes Werk.
Daher auch eine Bitte:
Sollte Ihnen deutschsprachiges Material zum Erwähnten bekannt sein, so wäre ich für einen Tipp oder sogar bibliographische Daten sehr dankbar und empfänglich. … ”
So dem hatte ich es aber gegeben. 🙂 .Ich habe dem Namen eigentlich keine wirkliche Bedeutung zugemessen, im Internet erleben wir doch immer wieder, dass es sich so Manche vermessen erlauben unter Namen zu kommunizieren, die nicht wirklich die ihren sind.
Zu meiner Antwort kamen mir aber dann doch einige Zweifel. Irgendwie fühlte ich mich auf einmal SCHUDIG – —***seuftz***—
ORLANDO INNAMOTATO, nee keine Ahnung. ORLANDO FURIOSO, … FURIOSO, … ORLANDO FURIOSO? Hmmm, da war doch was? Ich begann in meiner Datensammlung zu kramen. Ja, interne Suchmaschine an – ja, da war was.
2009 habe ich einen Essay geschrieben für das Magazin “ER Nr. 10 – Mond: Vereinsmagazin Earth Rocks – Verein zur Förderung phantastischer Literatur in Österreich“. In der September-Ausgabe mit dem Schwerpunkt “Mond” zum 40. Jahrestag der ersten bemannten Mondlandung. Da stand dieser Titel.
“… Zuvor entsteht jedoch 1516 die erste Fassung von „Orlando Furioso“ (Der rasende Roland) durch Ludovico Ariost (1474-1533). Einen Heldenepos, das als Nachhall mittelalterlicher Versepen bezeichnet wird. Eine der Episoden ist eine Fahrt zu einem phantastischen Mond. Der Mond steht bei Ariost als Gleichnis für Einkehr und Selbsterkenntnis, als Stellvertreter für einen beliebigen Himmelskörper. …”
Wie konnte mir dieser Titel (wenn auch nicht sekundärliterarich) so gänzlich entfallen? Ich muss gestehen, dass ich (zum Leidwesen meines Chefs (Ehefrau) sehr viel im Netz unterwegs bin. Und seit 2009 ist mir dieser Titel ganz bestimmt nicht untergekommen (Sage ich jetzt mal). So ergänzte ich meine erste Antwort mit:
” … Geschätzter Herr Mielke!
Jetzt habe ich sie ein bisschen angeschwindelt, ORLAND FURIOSO ist mir doch schon untergekommen. Allerdings nicht in einem meiner Blogbeiträge, sondern in einem meiner Essays. In diesem Falle in einem Essay über den „Mond in der phantastischen Literatur“ vom September 2009 im Magazin Earth Rocks. Allerdings auch nicht als deutschsprachige Ausgabe oder in der Sekundärliteratur, sondern in Betrachtung einer „Geschichte“ der Mondfahrt.
Man wird vergesslich 🙂 …”
Jedenfalls kam nach einiger Zeit zurück:
“… jetzt muss ich doch schmunzeln. Und auf meine den Orlando betreffenden Links verweisen. Dazu noch ein schönes symbolisches Bild aus der italienischen Ausgabe von Italo Calvino.
Meine Partnerin Astrid Ann Jabusch und ich haben als Gasthörer an der TU und der FU ein Semester lang über den mittelalterlichen Abenteuer- und Liebesroman studiert und gehört – und dann den Orlando zwei Jahre lang in deutsche Prosa übertragen. Das hat uns jetzt sogar einen kleinen Preis eingebracht. …“
(und hier auch die entsprechenden Links – Die Seite von Mielke – Die zugehörige Facebook-Seite – Die Verlagsseite )
Gut da habe ich jetzteinmal geschluckt, weil anscheinend doch Thomas R.P. Mielke himself meinen Blog kommentiert hatte. Das ist für mich doppelt schön, weil ich “Das Sakriversum. Roman einer Kathedrale. Heyne, München 1983, ISBN 3-453-309332″ als einen der schönsten SF-Romane betrachte.
An dieser Stelle aber dann auch mal eine große Gratulation an Thomas R.P. Mielke und Astrid Ann Jabusch für den Deutschen Fantasy Preis 2016.
Aber seitdem lässt mich der Orlando nicht mehr los. Schlage ich “50 Schlüsselideen-Literatur” auf. Was schlägt mir im Kapitel 8, Epos, Zeitleiste entgegen: 1516 Veröffentlichung von Ariostos Orlando Furioso.
Gehe ich ins Internet blinkt überall: Furioso, Furioso, Furioso …
Ich muss jetzt also eine Hereinnahme in diesen Blog in Erwägung ziehen in der Hoffnung, dass sich der Orlando Forioso dann zufrieden gibt und mich anderen Dingen zuwenden läßt … er hat mich gefunden … Ich habe auch sofort das Ebook heruntergeladen und zu lesen angefangen …
Jetzt hoffe ich aber, dass der ORLANDO INNAMOTATO von Boiardo nicht eifersüchtig wird und mich ebenfalls quält …