Requiem auf phantastikon.de – du gingst zu früh …

Die Dunkle Macht ist auf dem Rückzug – sie muss einen Rückschlag nach dem anderen hinnehmen. …

Leider müssen wir schon wieder einen Verlust aus der Genrewelt des Horrors, der Schauerliteratur und der gemeinen Phantastik vermelden.

Phantastikon.de ist nicht mehr

Unbenannt

Wie mir von Michael Perkampus, Autor und Seitenverantwortlicher, gestern auf Anfrage mitgeteilt wurde, musste die bekannte und beliebte Seite eingestellt werden.

“Das tatsächliche Interesse des deutschsprachigen Publikums stand in keinem wie immer gearteten Verhältnis zum Aufwand der investiert werden musste, um die Site interessant und publikumfähig zu halten …”

erläuterte Perkampus sinngemäß.

Die Schließung von Phantastikon ist meines Erachtens ein sehr schwerer Verlust, der insbesondere die Sekundärliteratur betrifft. Sicherlich wurden auf der Seite auch Storys veröffentlicht. Und das sehr Gute, aber den wahren Schatz barg die Sammlung an sekundärliterarischen Essays zu Phantastik, Fantasy, Schauer und Horror.

Perkampus und seine Mitautoren wie Albera Anders, Doc Nachtstrom, Erik R. Andara, Ingo Löchel, Karin Reddemann, Tobias Reckermann und andere noch, schufen seit 2015 einen Fundus an Betrachtungen, Erklärungen und Feststellungen, die in der Form einmalig waren.

Unter den Serien/Rubriken/Anzahl

  • Interviews 32
  • Theorien zu Fantasy 29
  • Lovecraft Mythos 8
  • Edgar Allen Poe 4
  • Was ist Horror 6
  • Der Horrorfilm 29
  • Helden, Versager u.a. 45
  • Film Noir 3
  • Geprägt von Nostalgie 6
  • Phantastische Orte u. 5
  • Unheimliche Wesen 12
  • Hitchcock 6
  • Phasen der Furcht 9
  • Nachtfenster 8
  • Serienkiller 32
  • Stephen King 21
  • Der neue Kanon der spek 3
  • Archiv bis 12/2018

(und ich weiß jetzt gar nicht, ob das schon alle waren) gab es Information und Wissen, Einschätzung und Liebhaberei, Belehrung und Wertschätzung.

Man kann sicherlich wunderbar darüber streiten, wie relevant diese Essays waren, aber für den einfachen Leser und interessierten Nicht-Fachmann waren diese Artikel ein Einstieg in eine Welt, den man schöner  nicht gestalten konnte.

Auch ich habe mich immer weder aus dem Fundus dieser Essay, Besprechungen und Artikel bedient, wenn ich auf diese verwiesen habe oder sie hier im Blog geteilt habe. Diese Artikel sind nun nicht mehr vorhanden und wurden vollständig vom Netz genommen.

Doch halt, so vollständig halt dann doch nicht. Über den Umweg von web.archive.org kann man noch einen Teil dieser Artikel ausgraben. Vollständig dürfe das Archiv jedoch nicht sein.

Tja, damit hat es dieses Jahr schon den zweiten großen Verlust in der Internetlandschaft der Phantastik gegeben. Nach der Abschaltung des Horror-Forums und der Verlust des Forum-Inhalts gehen mit der Schließung von Phantastikon meiner Meinung nach unersetzliche Inhalte verloren und die Welt der Fanszene dieser Genres wurde spürbar ärmer.

Für das Horror-Forum wird gerade an einer Fortsetzung oder Neuauflage gebastelt. Allerdings ist es seit einem Monat verd…. ruhig um die Gruppe und ich hoffe, dass dies auf eher auf intensive Arbeit im Hintergrund hinweist. Vielleicht gibt es ja auch für Phantastikon in Zukunft eine Art Wiederauferstehung.

Ich will jedenfalls Michael Perkampus und seinen Mitwirkenden meinen herzlichen Dank und meine hochachtungsvolle Anerkennung aussprechen für das, was sie auf Phantastikon.de geleistet haben. Höchstwahrscheinlich war es schlussendlich nicht das, was sie sich davon erwartet haben, aber es wird noch länger in guter Erinnerung bleiben. Ich hoffe, alle Beteiligten finden ein neues Betätigungsfeld, in dem sie dem Genre weiterhin Gutes tun können.

Per aspera ad astra, Phantastikon …


siehe auch:

 

2 thoughts on “Requiem auf phantastikon.de – du gingst zu früh …”

  1. Geschätzter Michael,
    Fakt ist, dass die Allermeisten im Internet zunächst mal konsumieren. Heutzutage ist es “selbstverständlich”, dass man im Internet alles findet was das Herz begehrt, es auch nichts kostet (Daten werden ja nicht als Zahlung betrachtet) und alles allzeit verfügbar ist. Lob, Anerkennung oder Bestätigung findet man, auch (oder im Besonderen) in sozialen Netzwerken kaum.

    Die einzige Messlatte, die halbwegs funktioniert sind die Klickzahlen auf deinem Blog. An denen kann man, mit ein bisschen “Erfahrung”, verfolgen wie man “ankommt”. Ich weis nicht, ob euch eure Website mit diesen Zahlen versorgt hat, wenn nicht fehlte euch ein wichtiger Maßstab zur Beurteilung eures Erfolges. Allerdings, das Maß aller Dinge sind die Klickzahlen auch nicht – Vorsicht.

    Vernetzung in alle Teile einer Blase, hier zum Beispiel, Foren, Blogs und Autorenseiten sind die wichtigsten Bestandteile der Arbeit für und mit einer Internetseite.
    Nach meinen Erfahrungen in “meiner” Internet-Blase, war Phantastikon schon bekannt und geschätzt – nur gesagt hat’s halt keiner – —seuftz—, war ja da.
    Ich selbst muss mich an der Nase nehmen. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich euch jemals eine Mail geschrieben habe und mich für eure Artikel bedankt habe – verzeih’.

    Allerdings muss man schon sagen, dass euer Aufwand beträchtlich war und eine Einstellung aus diesem Grunde mir, mit meinen Erfahrungen in solchen Dingen, nicht unverzeihlich und unwahrscheinlich erscheint/erschien.

    Heute eine Mannschaft zusammenzubekommen die durch alle Höhen und Tiefen eins Internetseiten-Lebens geht und diese auch zu halten, ist schon eine Herkulesaufgabe und ein kleines Wunder. Und Einzelkämpfer stoßen schon bald an ihre Grenzen. Da gehört schon wirklich sehr viel “Leidensfähigkeit” dazu. Ich selbst habe rund fünf Jahre gebraucht, bis ich das Gefühl hatte in der zugehörigen Internetblase auch wenigstens wahrgenommen zu werden – über vereinzeltes Lob und Anerkennung freut man sich ja schon die Haxen aus …

    Es ist aber schön zu hören, dass der Mut nicht fehlt, Neues, Anderes zu beginnen – ich freu’ mich drauf – und darauf von dir zu hören …

  2. Lieber Thomas, danke für diese rührenden Worte! Tatsächlich habe ich mehr oder weniger erst durch den Mail-Kontakt mit dir erfahren, dass das Phantastikon so gut aufgenommen wurde. Das haben wir alle, glaube ich, nicht gewusst, weil ja kaum Reaktionen über die sozialen Netzwerke kamen. Bei mir zumindest verhält es sich ähnlich wie bei dem von dir angesprochenen Horror-Forum, ich bin im Hintergrund am basteln eines Blogs mit dem Namen “Tausend Fiktionen”. Das wird natürlich nicht dasselbe sein wie das Phantastikon, aber ich gehe der “Szene” nicht verloren. Und Karin Reddemann wird, wie sie mir schilderte, auf dem “Fantasy Guide” zu finden sein. Reckermann und Andara sind auf dem “Nighttrain” zu finden, und Albera Anders wird sicher auf meinem Blog den ein oder anderen Gastbeitrag verfassen. Ich werde dir aber noch per Mail genauer sagen, was unsere Nachbetrachtung so ergeben hat.

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