
Frank Belknap Long
Mein Freund H.P. Lovecraft
Dreamer on the Nightside
Festa, Leipzig (2016), Kindle-Edition
eISBN 978-3-86552-479-9
Ich habe mich lange gewunden, das Buch zu lesen. Was sollte schon besseres nach “H.P. Lovecraft: Eine Biographie” von Lyon Sprague de Camp kommen. Aber weit gefehlt: Es kam besser.
Das Buch, das in der Originalfassung 1975 veröffentlicht wurde, ist keine Biographie im strengen Sinn und somit kann es mit De Camps Werk schwer mithalten. Was das Werk aber so besonders macht, ist die Intensität mit der Long Lovecraft zeichnet.
In diesem Zusammenhang muss man Michael Siefener als Übersetzer und vermutlich auch dem Lektorat von Felix F. Frey großen Respekt zollen. Ich beherrsche das Englische leider nicht so gut, dass ich beurteilen kann ob die Übersetzung haargenau das wiedergibt, das im Original beabsichtigt war. Ich glaube aber, dass Siefener eine Übersetzung gefunden hat, die das Verhältnis von Long zu Lovecraft widerspiegelt und die die Wärme wiedergibt, die so glaube ich im Original steckt.
Außerdem find ich auch die Sprache sehr gut getroffen in der die Übersetzung verwendet ist. Die alten Sprachgewohnheiten wurden in einer Art und Weise wiedergegeben, die weder übertrieben ist, noch eine ungehörige Modernität Platz greifen lässt, die die gesamte Stimmung des Buches zerstören würde.
Frank Belknap Long war wohl einer derjenigen, die Lovcraft am besten kannten. Ich denke soweit man einen Menschen aus seinen Briefen und Begegnungen kennen kann, soweit darf man sich auf Long verlassen. Der Briefverkehr von über tausend Briefen zeigt wohl eine Verbundenheit, die Long befähigen sollte Auskunft über Lovecraft zugeben. Leider wartet dieser Briefverkehr, meines Wissens, darauf ebenfalls ins Deutsche übersetzt zu werden. Ob dies je geschehen wird wage ich jedoch zu bezweifeln.
Durch Longs Betrachtungen und Richtigstellungan habe ich jedenfalls ein neues Bild von Lovecraft focusieren können. War er, wie Long es ausdrückt, in meinem bisherigen Bild ein “Halb-Invalide”, sowohl körperlich als auch gefühlter Weise Gefühlsmäßig, so hat Long dies nun zurechtgerückt. Verstärkt hat Long auch die Charakterisierung als “old Gentleman” wie sich Lovcraft sah. Die Zuschreibung eines “Rassisten” habe ich ohnehin nie ernst genommen und für eine eher böswillige Unterstellung gehalten.
Das H.P. Lovecraft ein ganz eigener und besonderer Mensch war , ob dies einem nun im Besonderen gefällt oder auf der anderen Seite mißfällt, sollte wohl keiner weiteren Eröterung bedürfen. Frank Belknap Long zeigt Lovecraft aber wohl am authentischten für mich. Diese Schildung läßt am wenigsten Dissonanzen zu seinem Werk spüren. Ja, so war H.P. Lovecraft, denke ich. Natürlich ist das Werk persönlich gefärbt, aber gerade dies macht den Reiz dieses Buches aus.
Long lässt vor allem eines nicht vergessen: Man darf Lovecraft nicht im Licht des begonnen 21. Jahrunderts sehen, sondern muss das beginnende 20. Jahrhundert zum Maßstab nehmen. Dort und eigentlich ein bisschen früher war Lovecraft verortet. Ein Traditonalist im GEfühl par excellence mit einem Selbstverständnis, dass ihn eigentlich noch 100 Jahre zurück setzt.
Will man wirklich versuchen H. P. Lovecraft kennenzulernen, so halte ich es für erforderlich dieses Buch gelesen zu haben. So gesehen muß man Frank Festa und Michael Siefener danke, dass sie dieses Projekt auf die Füsse stellten und, so meine ich, höchst erfolgreich abgeliefert haben.
Einen unverschämten Wunsch jedoch zu Schluß: Laßt die Briefe folgen … in kleinen Tranchen und die Wichtigsten zuerst (obwohl wer mag dies beurteilen ?)

PS: … und jetzt bin ich so richtig gespannt auf das übersetzte Werk von S. T. Joshi zu Lovecraft, dass angeblich Ende September erscheinen soll …
(kleiner Seitenhieb auf Golkonda: Ich hoffe sie halten den Erscheinungstermin – das ist ja nicht sooo sicher …)
siehe auch:
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