Universitas Phantastica – Reflektion #7 – Definitionen – Clute John…

Selbstreflektion - Intern

Narrative Grammatiken  – Blaupausen der Erzählliteratur – hat John Cute innerhalb von 15 Jahren bis 2007 herausgearbeitet. Damit soll jede der, für Clute unzureichenden, Begriffe von Fantasy, Science Fiction oder Horror, besser in den Erzählstrategien umrissen werden …

In „Eine kurze Geschichte der Fantasy“ (Siehe Reflektion #6) wird auf

Das Science Fiction Jahr 2008»Fantastika in the World Storm« (2007):
Siehe: http://www.johnclute.co.uk/word/?p=15;

deutsch: »John Clute, Phantastik und der Weltensturm« in: Wolfgang Jeschke & Sascha Mamczak (Hrsg.), Das Science Fiction Jahr 2008 (München: Heyne, 2008).

 

hingewiesen.

In dieser Rede, die vor dem „Centre for Future“ im September 2007 in Prag gehalten wurde, entwirft Clute unter anderem Modelle für die Genres der Science Fiction, Fantasy und Horror, die es meiner Meinung nach wert sind hier erwähnt zu werden. Es sind narrative Blaupausen der Erzählstruktur.

Für jedes der Genre definiert er vier Phasen die beschreiben, was den verschiedenen Erzählformen gemeinsam ist:

für die Fantasy:

  1. Verkehrtheit – ein kleiner, erschütternder Hinweis, dass die Welt sich zum schlechteren verändert.
  2. Verkümmerung – Bräuche gehen verloren, Held und König leiden unter Amnesie.
  3. Erkenntnis – die Amnesie löst sich auf, die Geschichte wendet sich zum Guten.
  4. Rückkehr – Rückkehr in das alte Leben und der Versuche es weiter zu leben.

für die Science Fiction:

  1. Novum – der Aspekt der erfundenen Welt, der sich deutlich von der Realität unterscheidet.
  2. Kognitive Verfremdung – für eine vertretbare und strukturierte Verfremdung der Welt, die sich teils vom Novum herleitet und die Fehlerhaftigkeit des herrschenden Paradigmas sichtbar macht.
  3. Konzeptioneller Durchbruch – für das Gefühl der Erleichterung , nachdem ein fehlerhaftes Paradigma zusammenbricht und die neue Welt zum Vorschein kommt.
  4. Topie (U- oder Dys-) – die Erfüllung auf Grund des konzeptionellen Durchbruchs.

für den Horror:

  1. Das Sichten – an der Oberfläche der Welt wird plötzlich eine leichte Verletzung sichtbar.
  2. Das Verdichten – Der Protagonist versinkt immer tiefer in diesee Falschheit der Welt.
  3. Das Gelage – Die Geschichte rettet uns. Die Rinde der Welt wird abgelöst und wir sehen unser wahres Gesicht im Spiegel.
  4. Die Folgen –

Im Grunde hab‘ ich jetzt noch keine Ahnung, was ich mit diesen narrativen Grammatiken erkenntnistheoretisch anfangen werde. Insbesondere nachdem unter anderem ein Nachsatz folgt:

„… dass die ersten drei Phasen [jeder Blaupause] den Verlauf der Geschichte bezeichnen; die vierte dagegen Orte, auf die Erzählungen nur deuten können, …“.

und: „Insofern die Modelle, die ich vorgeschlagen habe, überhaupt einen Sinn ergeben, ist Horror das maßgeblichste dieser drei Genres, wenn es darumgeht, die Dilemmata, denen wir uns im Jahr 2007 gegenenübersehen, zu umreißen. Denn die Horrorliteratur dreht sich um unseren Widerstand gegen die Wahrheit – ein Widerstand, der so lange andauert, bis wir nackt in der wirklichen Welt zurückbleiben – wo selbst die Geschichte endet.“

Clute jedenfalls denkt:“… dass diese Grammatiken etwas Wesentliches über diejenigen Geschichten aussagen, die sich mit den Schwierigkeiten auseinandersetzen, denen wir alle uns gegenübersehen, während wir nicht nur versuchen, uns eine bessere Welt vorzustellen, was einfach ist, sondern auch in einer solchen zu leben – was nicht ganz so einfach ist.“

Ja, das gibt eine Menge Stoff zum überdenken und überlegen …

Jedenfalls finde ich die Gramatiken sowohl einleuchtend, als auch stimmig. Leider habe ich bis jetzt nichts zu diesen Grammatiken von Clute anderweitig in der deutschsprachigen Sekundärliteratur gefunden. Speziell nachdem weder die „Encyclopedia of Fantasy (1997)“ noch „The Darkening Garden: a Short Lexicon of Horror (2006)“ bis jetzt übersetzt wurden – schade, aber vielleicht erbarmt sich ja doch noch jemand …


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