Dieter von Reeken light?

UnbenanntDie Reaktionen auf die Ankündigung der Schließung von DvR waren allesamt betrübt und auch ein wenig fassungslos. Kurz danach kam von der deutschen Post die Nachricht, dass die Erhöhungen bis auf Weiteres (vermutlich bis Ende des Jahres) ausgesetzt würden. Damit kamen auch Gerüchte auf, dass Dieter von Reeken seinen Verlag ja doch nicht schließen würde …

Diesem Gerücht bin ich nachgegangen und ich habe Dieter von Reeken kontaktiert. Per E-Mail konnte ich ein bisschen Licht in das Dunkel der Gerüchte bringen. Nun, soviel zu seinen Äußerungen:

  • Zurzeit ist vieles bei ihm unklar: Einerseits hat die Deutsche Post erklärt, die Portoerhöhung für Büchersendungen soll zwar ab 1. Juli gelten, wobei für eine Übergangszeit bis zum Jahresende aber die alten Tarife parallel gelten sollen, ohne dass diese noch “beworben” werden (sie werden also nach Möglichkeit verschwiegen), andererseits herrscht in den Postfilialen heilloses Durcheinander: Man erklärt dort (heute schon wieder), die Übergangsregelung sei gegenstandslos geworden.
  • Er hat nun die Post um eine klare Aussage gebeten und wartet auf Antwort. Auch den Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat er um Intervention gebeten (dieser hat ja eine Beschwerde beim Kartellamt eingereicht wegen der massiven Portoerhöhungen).
  • Die Auslands-Büchersendungen sind ja entfallen. Es gibt als Ersatz die Warensendung international, mit der Bücher geschickt werden dürfen. Dies ist aber nur Geschäftskunden zugänglich, die eine Mindestzahl an Auslandssendungen je Quartal auf Dauer garantieren müssen. Das kann er als Kleinverlag nicht. In Briefen dürfen Bücher nicht mehr ins Ausland geschickt werden. Er muss also für ein dünnes Buch, das er nach Österreich schickt, statt bisher 3,20 Euro jetzt 9,00 Euro (Päckchen EU) bezahlen; in die Schweiz kostet es sogar 16,00 Euro. Da kommt seine ganze Kalkulation durcheinander. Er muss daher für Auslandssendungen 50 % der Portokosten in Rechnung stellen. Das hat etwa die Hälfte seiner bisherigen Buchbesteller wohl so sehr abgeschreckt, dass sie nicht mehr in Erscheinung treten.
  • Man ihm viele Ratschläge gegeben, wie er doch noch weitermachen könnte (Porto auch für Inlandssendungen, allgemeine Preiserhöhung, sodass die Portokosten im Preis “versteckt” sind u. ä. Das möchte er aber nicht machen. Wenn er Versandkosten nimmt, so befürchtet er, bestellen die Kunden nicht mehr bei ihm, sondern in einer Buchhandlung, wo für sie keine Versandkosten anfallen, für ihn aber der Buchhandelsrabatt.

Also schreibt er:

… Ich habe mich daher entschlossen, die Sparte “Belletristik” künftig entfallen zu lassen, also auf Romane und Erzählungen zu verzichten. Den Bestand werde ich ausverkaufen, solange der Vorrat reicht. Bei den Sachbüchern werde ich einige beibehalten. Die Auflagen werde ich verringern auf die Zahl der Vorbestellungen plus 10-15 Exemplare. Dann wird zwar das einzelne Buch teurer, aber ich habe nicht so viele Bücher liegen; […] Möglicherweise werde ich auch den Subskriptionsrabatt von 20 auf 10 % senken. Unter diesen Bedingungen könnte ich noch das eine oder andere sekundärliterarische Buch bringen, Romane und Erzählungen aber nicht mehr. In dieser eingeschränkten Form könnte ich evtl. weitermachen. Auf jeden Fall werde ich den Bestand ausverkaufen (da steckt ja Geld und Arbeit drin), was sich auch über das Jahresende hinaus erstrecken wird. Dann werde ich  eine Entscheidung treffen.

Lieber Herr Sebesta, daran, dass ich mir so Einiges von der Seele geschrieben habe, können Sie erkennen, wie verunsichert ich selbst bin. Aber ist es schon so: Schuld ist die Post.

Vielen Dank für Ihr Interesse und

freundliche Grüße, Ihr

Dieter von Reeken

(Quelle: E-Mail an den Verfasser, Hervorhebungen durch den Verfasser des Artikels)

Somit besteht wohl die Möglichkeit, dass der Verlag in eingeschränkter Größe sehr wohlerhalten bleibt und tätig ist.  Das es die sekundärliterarische Spate ist, die erhalten bleiben könnte, freut mich und alle sekundärliterarisch Affinen natürlich sehr. Ich bedauere aber auch sehr, dass die Belletristik bei Dieter von Reeken auslaufen wird.

Soweit, meine Recherchen zu Thema Dieter von Reeken und das Ende seines Verlages. Ich hoffe, dass es ein bisschen zur Klärung der Situation beitragen kann.

… und jedenfalls die besten Wünsche an Dieter von Reeken und seinen Verlag. Möge die Verwirrung weichen und sich Wege zur Fortführung seines Verlages zeigen. Die vollständige Schließung wäre ein sehr großer Verlust …


siehe auch:


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