Wo kommen die Ork-Babies her?

Jetzt bin ich verwirrt? Gab’s im Herr der Ringe Ork-Babys?

791cd8287e12e125967486c6c77444341587343Zitat aus Ferstl, Walach: Fantasy, Eine Einleitung in: Ferstl, Walach und Zahlmann: Fantasy Studies, Ferstl & Perz, Wien (2016), ISBN 978-3-902803-18-4, Seite 5

…Was etwa geschieht nach der Eroberung Mordors mit all den Orkbabys? Es scheint kein Zweifel darüber möglich, dass sie von den Helden der freien Völker ermordert werden. Sind nicht  – wenn überhaupt jemand – die Orks das Proletriat Mittelerdes, das nur noch aus seiner Abhängigkeit befreit werden müsste und stattdessen aus der Sichtvon kleinbürgerlichen oder aristokratischen Reaktionären verteufelt wird? …

Also, nein, von Ork-Babies war im „Herr der Ringe“ definitiv wohl keine Rede. In der Einleitung von Ferst und Walach ist nur das Interview vom 23. April 1914 mit George R. R. Martin auf Rolling Stone (derzeit richtige Adresse: George R.R. Martin: The Rolling Stone Interview – The novelist goes deep on the future of his books and the TV series they begat) meine Erachtens etwas missverständlich gebraucht worden.

Allerdings ein Eye-Catcher (oder Ear-Catcher?) ist es allemal. Möglicherweise tu‘ ich mir auch mit der Übersetzung etwas schwer (warum wohl glaubt ihr, heißt meine Facebook-Gruppe „deutschsprachige Sekundärliteratur zu Phantastik? 🙂 )

Und da gabe ich zu, habe ich jetzt Schwierigkeiten das Thema zu halten. Rede ich über das Problem Übersetzungen in Sekundärliteratur? Oder über die Ork-Babies weiter? Naja, die Babies gibt’s ja nicht wirklich, die Problematik der Übersetzungen schon!

Und deshalb hadere ich auch bei diesem Buch ein bisschen mit den Herausgebern. Es ist ja wunderschön, wenn die wichtigen Zitate aus fremdsprachigen Werken direkt wiedergegeben werden, aber warum kann man nicht auch die zugehörige Übersetzung mitliefern? Schon um Missverständnisse zu vermeiden?

Ja, gut, Fremdesprachenkenntnisse sollten in Zeit wie diesen wohl Voraussetzung sein, aber ist Übersetzung gleich Übersetzung? Versteht also jeder der Leser, sofern er kein Nativ-Speaker der Originalsprache ist, das gleiche in diesen Zitaten. Oder kann es da nicht zu unterschiedlichen Übersetzungsergebnissen kommen. Und diese unterschiedlichen Übersetzungsergebnisse fälschen dann nicht das Gesamtergebnis – nämlich das Verständnis des Textes? Im schlimmsten Falle dann schon. Verstehen schon Muttersprachler des öfteren unter einem Text nicht ganz das Selbe, so kommen dann Nicht-Muttersprachler wohl noch öfter zu unterschiedlichen Ergebnisen.

Abgesehen davon, würde ich es als „Dienst am Kunden“ sehen, wenn das Ergebnis der Übersetzung des Autors mitgeliefert wird. Erstens wird mein Lesefluss nicht (oder sagen wir in geringerem Maße) unterbrochen und Zweitens kann ich überprüfen, ob der Autor unter diesem fremdsprachigen Text das gleiche versteht als ich. Wenn nicht kann ich mir die entsprechenden Gedanken machen und unter Umständen auch noch was lernen (nämlich Übersetzen …).

Mag ja sein, dass ich vielleicht nicht zum Zielpublikum des Buches gehöre, aber muss man es dem Außenstehenden trotzdem so schwer machen, wo es doch nur eines geringen Aufwandes bedürfte, freundlich die Hand zu reichen.

Als Beispiel:

„… that this account of genre definition (…) involves subjects as well as objects. It is not just a question of the properties of the textual objects referred to as „science fiction,“ then but also of the subjects positing the category, and therefore of the motives, the contexts, and the effects of those subjects‘ more or less consciously and successfully executed projects. …“

kann ergben:

„…dass dieses Konto von Genre-Definition (…) beinhaltet Themen sowie Objekte. Es ist nicht nur eine Frage der Eigenschaften der Textobjekte bezeichnet als „Science-Fiction“, dann aber auch von den Themen, die Kategorie und damit der Motive Setzung, die Kontexte und die Auswirkungen dieser Themen mehr oder weniger bewusst und erfolgreich durchgeführten Projekten …“

Daher

„KAMPF DEN UNÜBERSETZT, ALLEINSTEHENDEN, FREMDSPRACHIGEN ZITATEN“

Übrigens, die Orks als das Proletariat Mittelserdes zu bezeichnen sollte eigentlich einen weiteren Artikel herausfordern, mal sehen …

5 thoughts on “Wo kommen die Ork-Babies her?”

  1. Zusatz von Friedhelm Schneidewind in Facebook „Deutschsprachige Sekundärliteratur zur Phantastik“ – https://www.facebook.com/groups/seklit.pantastik.ge/permalink/540684929428806/:
    „Im Silmarillion (S. 60) heißt es: »… die Orks hatten Leben und vermehrten sich ganz so wie die Kinder Ilúvatars« – also hatten sie selbstverständlich Kinder. In »Morgoth’s Ring« werden Halborks erwähnt.“

    Die Seitenangabe variiert natürlich von Ausgabe zu Ausgabe, aber sucht mal in:
    Quenta Silmarillion – Die Geschichte von den Simaril / III. Vom Erwachen der Elben und von Melkors Gefangenschaft – so Ende des ersten Drittels
    oder in der Kindle-Verson nahe Position 668

  2. Zur Info falls es interessiert:
    Ich habe eine Stelle gefunden, in der explizit von einem Ork-Kind die Rede ist. Zwar nicht im HdR, aber im „Hobbit“. Als Golum nach der Rätselsession seinen RIng holen will und bevor er entdeckt dass er ihn verloren hat erinnert er sich: “ … Erst vor wenigen Stunden hatte er den Ring aufgesteckt und sich einen kleinen Orkbuben geschnappt. …“
    Zufällig derübergestolpert 😉 …

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